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07.08.2024

Wer gegen 16.15 Uhr des 22. Juli 2024 zufällig am Steilhang-Pfad zwischen der Fundgrube Gesellschaft und dem Welterbe-Objekt Siebenschlehener Pochwerk unterwegs war, glaubte seinen Augen nicht zu trauen – kam einem doch der sächsische Ministerpräsident Michael Kretschmer im weißen Hemd entgegengewandert.

Doch das Datum des 22. Juli verriet den Anlass – es war Bergstreittag in Schneeberg! Und da nahm er doch die Gelegenheit wahr, um die einzigartige Schneeberg-Neustädteler Bergbaulandschaft mit ihren zig Berggebäuden, Halden und alten Bäumen einmal abzulaufen.

Das jährliche Fest blickt auf eine jahrhundertelange Geschichte zurück und erinnert an den erfolgreichen Kampf der Schneeberger Bergleute für ihre Rechte und ihren Stolz.

Nach der Entdeckung der reichen Silbervorkommen um 1471 und großem „Berggeschrey“ entwickelte sich der Bergbau in Schneeberg rasant und damit auch der selbstbewusste Stand der Bergleute. Nach 25 Jahren intensiven Bergbaus wurden allerdings die Funde weniger. Man musste tiefer schürfen, der Aufwand wurde größer, das Betreiben der Gruben teurer. Deshalb beschlossen 1496 hiesige Grubenbesitzer den Wochenlohn der Bergleute von 10 Groschen um 1 Groschen zu „brechen“. „Nicht mit uns!“ sagten sich die Knappen, streikten und siegten. 1498 passierte das gleiche nochmals

Dieser erfolgreiche Arbeitskampf ging jedenfalls als „Bergstreittag“ in die Geschichte ein und wird in Schneeberg alljährlich am 22. Juli mit Bergparade, Berggottesdienst in St. Wolfgang und einem Abschlusskonzert gefeiert. Möglicherweise wurde seinerzeit der Widerstand der Bergleute auch „still“ von Herzog Albrecht dem Beherzten, dem damaligen sächsischen Staatschef, unterstützt.

MP Michael Kretschmer ließ es sich nun nicht nehmen, dem heurigen Bergstreittag beizuwohnen. Nach der Wanderung kam er im Pochwerksgelände mit Vertretern von Vereinen ins Gespräch, Kinder zeigten ein kleines bergmännisches Programm. Der Premier sagte: „Ich bin begeistert, wie das hiesige Welterbeprojekt mit einer Graswurzelbewegung mit Leben erfüllt wird. Diese positive Energie wird uns weiter tragen. Kürzlich war ja der tschechische MP Fiala in Marienberg zu Gast – er war jedenfalls hin und weg.“

Steve Ittershagen, Geschäftsführer des Welterbevereins resümierte: „Es ist sehr schön, dass unser MP zum wiederholten Male den Weg in die Montanregion gefunden hat. Ja, die `kommunale Familie`gehört eben unbedingt mit zu unserem Projekt!“ Im Anschluss fand die Große Bergparade statt. Sie zog von der Marienstraße bis Sankt Wolfgang. Im vollen Bergmannsdom wurde dann ein würdiger Berggottesdienst zelebriert, bevor es zum Abschlusszeremoniell ging.

Umrahmt wurde der heurige Bergstreittag von ganztägigen Aktionen der Vereine Schneeberg und Neustädtels, Bergwerksbefahrungen, buntem Markttreiben und einem tollen Kulturprogramm. 

Text: Steffen Ulbrich

Foto: Ronny Küttner