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04.08.2022

Im Rahmen des abgelaufenen EHV-Projekts erlebten die Freiwilligen auch ein breites Kulturprogramm. Steffen Ulbricht hat die Gruppe für uns begleitet und berichtet von der Exkursion in die Historische Altstadt Annaberg und vom Austauschabend in Ehrenfriedersdorf. 

Die Welt zu Gast in der “Burg” - Vorträge der Volunteers über Nationale Denkmäler in Belgien, USA, China und Südafrika

Ehrenfriedersdorf. Im Rahmen des Projekts “Heritage Volunteers” führten Studenten der Denkmalspflege – aus aller Welt – in der zweiten Juli-Hälfte 2022 unter der Anleitung hiesiger Fachleute praktische Arbeiten am berühmten historischen Röhrgraben sowie am/im Besucherbergwerk Zinngrube Ehrenfriedersdorf durch.

Traditionell wird das Projekt dann auch der breiten Öffentlichkeit der jeweiligen Gastgeberstadt vorgestellt. Dies war auch in 2022 der Fall, Location war das Ehrenfriedersdorfer Restaurant „Die Burg“, auch unter “Max-Niklas-Heim” bekannt. Dazu kam noch die Präsentation der Volunteers zum Thema: „Beispiele für die Erhaltung des industriellen/bergbaulichen Erbes in ihrem Herkunftsland durch von der Bevölkerung getragene Initiativen“.

Die Begrüßungsansprache hielt der Geschäftsführer des Welterbe-Vereins Steve Ittershagen: “Es ist schon eine gewisse Herausforderung, diese 14 Tage Freiwilligendienst zu organisieren und zu moderieren. Jedenfalls wurde hier richtig produktiv am Welterbe mitgewirkt und einiges dazu beigetragen, dieses weiter zu erhalten!”

Silke Franzl, Bürgermeister von Ehrenfriedersdorf sagte: “Es ist nicht alltäglich, dass wir junge Gäste von allen Kontinenten begrüßen konnten. Wir sind hier sehr stolz auf unsere Bergbaugeschichte – und wir wären im glücklich, wenn im Nachhinein in elf Staaten über uns gesprochen wird. Ich danke herzlich allen Beteiligten und natürlich auch den begleitenden Akteuren unseres Besucherbergwerks.” Dessen Leiter Erik Ahner bot einen Streifzug über die Jahrhunderte des hiesigen Bergbaus und seiner Verhüttung – mit allen Höhen und Tiefen. Er erläuterte auch die großen Traditionen der 1338 gegründeten Berggrabebrüderschaft Ehrenfriedersdorf. Neben den musikalischen Intermezzi des Quintetts vom Bergmusikkorps "Frisch Glück" Annaberg-Buchholz/Frohnau e. V. folgten die Vorstellung der Volunteers (Obmann: Juan Carlos Barrientos aus Honduras) über ihre heimatlichen Nationalen Denkmal- bzw. Welterbe-Stätten. Gleich zweimal war dabei die Republik Südafrika vertreten. Ein Land, dass bekanntlich reich an tollen Landschaften Erzen und Diamanten gesegnet ist, vertreten. Alida Visser aus Kapstadt berichtete über die Gold-Mine “Pilgrims Rest” - heute ein großflächiges Museumsdorf. Kimberley Bingel aus Pietermaritzburg ließ eine Betrachtung des bei Johannesburg immer noch praktizierten Gummistiefeltanzes – zur Verständigung untertage – folgen.

Volunteer Meghan Parker präsentierte in ihrem Beamer-Vortrag den breitgefächerten US-Bergbau, von Kupfer über Kohle bis hin zu Bor und Uran. Besonders der Keweenaw National Historical Park in Michigan (Kupfer-Großproduzent) wurde vorgestellt. Erdteilmäßig ging es weiter in die VR China: Xiyu Liu – mit Übersetzerin Ellen Radon – stellte das “Peking Shougang Museum” vor, einst das größte Eisenwerk China, in dem Generationen von Familien arbeiteten.  Der weltumspannende Reigen endete dann in einem eher näheren Staat, Belgien. Michail Marèchal berichtete über die Zeche von Blegny. Sie liegt östlich von Lüttich und zählt zum UNESCO-Weltkulturerbe. Im Rahmen einer Führung kann man dort 30 bis 60 m unter der Erde viel über ihre Geschichte erfahren. Für alle Referenten und ihre Mitstreiter Tonya Atanasova (Bulgarien, Svilengrad), Deel Autana (Bangladesch, Dhaka), D. Silva Arteages (Mexiko-Stadt), Ellen Radon (Schweiz), Miguel Senra Hermana (Spanien, Madrid) und Timofei Garbusow (Moskau) gab es am Ende viel Beifall.

Bei einem gemeinsamen Abendessen kam es noch zu angeregten Gesprächen zwischen Einheimischen und Volunteers. Bleibt zu hoffen, dass unser Erzgebirge sich selbst gut verkauft hat und die eine oder andere gewonnene Verbindung nicht abreißen wird!

 

Turmbesteigung war Höhepunkt - Heritage Volunteers machten Altstadtbummel in Annaberg

Annaberg-Buchholz.  Als touristischen Ausflug besuchten die  jungen Leute am 27. Juli das Zentrum einer der vier großen Bergstädte des Sächsischen Erzgebirges: Annaberg.

Die mächtige Sankt-Annen-Kirche, die “Kathedrale des Erzgebirges” war dabei der Treffpunkt für Tonya Atanasova (Bulgarien, Svilengrad), Meghan Parker (USA, Los Angeles), Deel Autana (Bangladesch, Dhaka), Alida Visser (RSA, Kapstadt), Kimberley Bingel (RSA, Pietermaritzburg), D. Silva Arteages (Mexiko-Stadt), Ellen Radon (Schweiz), Miguel Senra Hermana (Spanien, Madrid), Michail Marèchal (Belgien, Lüttich), Xiyu Liu (China, Shenzhen) sowie Timofei Garbusow (Russland, Moskau).

Durch das berühmte spätgotische Gotteshaus führten dabei Bärbel Queißer und Matthias Enderlein, welche anschaulich die Besonderheiten der Architektur, der Altäre und Kuriositäten sowie der Steinernen Bibel von Franz Maidburg erklärten. Höhepunkt war für die Exkursionsteilnehmer der Anblick des Annaberger Bergaltars - die berühmte Rückseitenausmalung von Hans Hesse anno 1525 erklärt das Geschehen des hiesigen Erzbergbaus eigentlich auf einen Blick.

Anschließend ging es auch hinauf auf das Wahrzeichen der ganzen Umgebung, auf den 78-m-Turm der Annen-Kirche. Unterwegs auf den Plattformen fanden verschiedene Ausstellungsstücke das Interesse der Volunteers. Auf der Plattform in 32 Metern Höhe bot sich in alle Richtungen ein bestechender Ausblick auf das Häusermeer und die Umgebung von Annaberg, bis hin zu Keil- und Fichtelberg.

 Anschließend stand ein Altstadtbummel mit Matthias Enderlein auf dem Programm. Interne Übersetzungen waren nun nicht mehr notwendig, der Stadtführer brillierte in Englisch. Von Sankt Annen ging es über die Große Kirchgasse mit ihren hohen Bürgerhäusern hinunter zum Marktplatz mit dem Rathausgebäude und dem Uthmann-Denkmal bis hin zum früheren Kloster. Anschließend wurde der Bergmannskirche St. Marien (1511) mit ihren ungewöhnlichen Großfiguren ein Besuch abgestattet. Über krumme Gassen ging es weiter durch das ursprüngliche “Neustadt am Schreckenberg”, welches durch Silbererzfunde und Münzherstellung einst zu Weltruf gelangte und Geistesgrößen wie Adam Ries oder Lazarus Ercker anlockte. ULB