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03.05.2022

Er ist Welterbe-Objekt und gehört zu den Superlativbauten der Montanregion - Der Rothschönberger Stolln (RSSt.). Er wurde in einer ingenieurtechnischen Leistung ersten Ranges von 1844 bis 1877 errichtet, ist 51 Kilometer lang und entwässert in ca. 130 Tiefe den Freiberg-Brander Bergbau.

Mit einer konzertierten Aktion von fünf Vereinen wurden am 24. April - unter Federführung der Interessengemeinschaft Rothschönberger Stolln - Teile des Komplexes in bestmöglicher Form einer sehr interessierten Öffentlichkeit präsentiert.

Das versteckte Highlight Rothschönberg

Rothschönberg. Für viele Gäste war zunächst schon mal der „Namensgeber“, der Ort Rothschönberg, interessant - zumal nur wenigen Tourismusfreunden bekannt. Das mittelalterliche Schönbergsche Schloss ist in seiner Kompaktheit sehr gut erhalten. In seinem Inneren öffneten zum Tag auch interessante Ausstellungen zur Ortsgeschichte sowie der neue Welterbe-Info-Punkt. Besonderes Interesse erregte vor allem die einzigartige Ausstellung von Wünschelruten.

Zahlreiche Mitglieder des Heimatvereins Rothschönberg e.V. sicherten am Tag auch die Aktionen am Hauptmundloch bzw. am Röschenmundloch (direkt an der Triebisch). Am Hauptmundloch konnte man einen seltenen Blick in die „Unterwelt“ werfen. Den ließ sich auch Helmut Zönnchen aus Oberschöna nicht entgehen: „Einfach sensationell. Unsere Vorfahren hatten schon etwas drauf!“

Schnell vergriffen war an den dortigen Infoständen auch das Info-Material. 

Rund um das IV. Lichtloch

Reinsberg. Von acht Lichtlöchern sind noch drei vorhanden, eines davon in Reinsberg – zusammen mit einem großartigen bergbaulichen Ensemble. Die Betreuung und Popularisierung des Ganzen hat seit 13. April 2002 (damals 125 Jahre RSSt.) der “Verein IV. Lichtloch des Rothschönberger Stolln e.V.” inne.

Der Verein konnte also am 24. April 2022 sein 20-Jähriges Bestehen feiern und dabei den zahlreichen Gästen bestens erhaltene Anlagen präsentieren. Die Vereinsmitglieder hatten dazu unzählige Arbeitsstunden geleistet - Ergebnis ist ein imponierendes Gesamtensemble!

Das IV. Lichtloch nimmt eine besondere Stellung im „fiskalischen Teil“ des Rothschönberger Stollns ein. Hier befand sich der Sitz der Stolln-Verwaltung während des Baus und des Betriebes. Zu dem fast unveränderten Gebäude-Ensemble gehören Huthaus, Bergschmiede, Zimmerei sowie Schachtgebäude und Radstubenkaue auf einer von der Dorfstraße gut sichtbaren Halde.

Herzstück der Anlage sind der frisch sanierte Schacht von 84 Metern Teufe und die ca. 12 Meter tiefen Radstuben mit ihrer Bruchsteinmauerung.

Im Schachtgebäude sowie im Huthaus zeigen Ausstellungen originale bergmännische Gezähe, Geleucht, Vermessungsinstrumente sowie geschnitzte Bergwerksmodelle. Außerdem kann man auch die weiteren Elemente der Anlage wie Röschen, Mundlöcher, Pulverturmfundament und Königslaube in der Umgebung des Lichtlochs besichtigen.

Untertage kann man durch die 185 Meter lange obere Abzugsrösche in die Sohle der Radstuben einfahren.

Diese Attraktion ließen sich am 24. April 2022 natürlich viele Schaulustige nicht entgehen - Führungen durch Vereinsmitglieder gingen somit hintereinander weg. Auch Bergfreund Ralf Köhler aus Chemnitz war mit von der Partie und war begeistert: „Eigentlich wollte ich mir ja nur Rothschönberg angucken, aber auch das hier ist sehr beeindruckend und unbedingt sehenswert. Somit werde ich mir wohl auch noch Halsbrücke und Zug anschauen. “ Den Tag am IV. Lichtloch in Reinsberg rundeten verschiedene Ausstellungen, Schauschmieden und natürlich viel geselliges Beisammensein ab.

Vielfältige Programme an drei Punkten

Halsbrücke. Von den acht Lichtlöchern sind noch drei vorhanden, zwei davon in Halsbrücke – jeweils mit bergbaulichen Ensembles. Lichtloch-Nummer VII bzw. VIII werden dabei durch den Verein VII. Lichtloch e.V. Halsbrücke betreut und popularisiert. Der Verein feiert in diesem Jahr bereits sein 30-jähriges Bestehen. Bei den Veranstaltungen zum 145-jährigen Bestehen des Rothschönberger Stollns hatte man insgesamt die Federführung durch Vereinsfreundin Thurid Dittrich inne.

Der Verein präsentierte sich am 24. April 2022 mit verschiedenen Programmen gleich an drei Stellen.

Im Mittelpunkt standen naturgemäß die Übertageanlagen am VII. Lichtloch mit Schachthaus, Bergschmiede und Pulverhaus. Im Schachthaus konnten Besucher einen Blick in den 123 Meter tiefen Schacht hin zum RSSt. werfen, in Begleitung von Berg- und Hüttenleuten der Historischen Freiberger Berg- und Hüttenknappschaft eine Führung mitmachen oder sich die verschiedenen Ausstellungen anschauen.

Die Konstanz des Halsbrücker Berg- und Hüttenwesens bis heute manifestierte sich mit der Präsentation der Saxonia Edelmetalle GmbH, einem Unternehmen mit Ursprüngen in 1612! Geschäftsführer Thoralf Schlutzkus war persönlich anwesend, auch, um neue Mitarbeiter unter dem Slogan „Glänzende Perspektiven“ zu werben. Sein Unternehmen wird zum Sächsischen Bergmannstag in Grünthal im September diesen Jahres das Highlight setzen und das Saigerverfahren nach 180-jähriger Pause wieder zeigen. Im Schachthaus bewarb auch die Saxonia Bildung Jobs in der Region unter „Finde Deinen Traumberuf“.

Des Weiteren gab es im Terrain des VII. Lichtlochs einen Info-Stand des Welterbe Montanregion Erzgebirge e.V., Schauschmieden, musikalische Unterhaltung und – nicht zu vergessen – eine ordentliche Imbissversorgung!

Zu den beiden anderen Punkten „im Ort der schmalen Straßen“ war ein Taxiservice organisiert. Am VIII. Lichtloch auf der anderen Muldenseite konnten Gäste Führungen mitmachen, einen Blick in die ausgeleuchtete Schachtröhre werfen oder das Modell „Mechanisches Bergwerk“ betrachten.

Für viele Besucher war sicher der Besuch des Berggebäudes Oberes Neues Geschrei interessant. Der in Sanierung befindliche Blickfang auf einer Halde konnte im Inneren besichtigt werden. Fachkundige Auskünfte erteilte Uwe Wagner vom Erzgebirgszweigverein Freiberg, des Weiteren war Handwerk der Zimmerei Otto zu erleben.

Insgesamt war es recht beeindruckend, was die Halsbrücker Vereinsfreunde hier auf die Beine gestellt haben. Es war eine gelungene Probe für “150 Jahre Rothschönberger Stolln” in 2027!

Erstes Kavernenkraftwerk Europas

Zug. Im Gesamtrahmen befindet sich ein weiterer Superlativ, das Kavernenkraftwerk im Freiberger Ortsteil Zug. Dort präsentierte sich am 24. April 2022 - im Rahmen des Jubiläums „145 Jahre RSSt.“ - der Förderverein Drei-Brüder-Schacht e.V. mit verschiedenen Programmen.

Hintergrund: Der Drei-Brüder-Schacht diente zunächst von 1800/98 der Gewinnung von Silbererz. Nach dem Niedergang des Bergbaus entstand von 1913/14 das erste Kavernenkraftwerk Europas, das „Revierelektrizitätswerk“. Dieses bestand aus dem Oberwerk im Konstantin-Schacht und dem Unterwerk in 272 Metern Tiefe im Drei-Brüder-Schacht. Hier wurde von 1914 bis 1972 aus dem oberirdisch zufließenden Wasser Strom für die Städte Freiberg und Brand-Erbisdorf erzeugt.

Heute beherbergen die oberirdischen Anlagen des Drei-Brüder-Schachts (DBS) zum einen die originalen Steuer-, Schalt- und Hochspannungsanlagen sowie die Original-Fördermaschine und zum anderen eine moderne Umweltausstellung unter dem Motto 'WassErleben'. In der Schau werden mit Hilfe von Themenwänden und Multimedia-Terminals die Sachgebiete Wasserwirtschaft im Montanwesen, Wassermanagement (interaktives Spiel) und die Funktionsweise des Kavernenkraftwerks dargestellt.

All dies war - im Rahmen versierter Führungen durch Vereinsmitglieder – am 24. April für sehr viele Gäste unmittelbar erlebbar.

Abgerundet wurde der Tag mit einer „Mitmach-Straße“ in puncto Mineralien und Bergbau, Experimenten mit dem Jugendtechnikhaus Freiberg, einer Bastelstraße für Kinder und natürlich einem schmackhaften Imbiss.

Am Nachmittag des Aprilsonntages setzte starker Regen ein. Zum Glück bot das Terrain des Kavernenkraftwerkes Zug da freundlichen „Unterschlupf“ und eben Führungen im Trockenen.

Welterbe-Verein-Geschäftsführer Steve Ittershagen war auch hier vor Ort und konstatierte: „Hiermit sei allen Akteuren ein herzlicher Dank für dieses kurzfristig organisierte, umfangreiche sowie interessante Programm gesagt. Das war ein sehr gelungener Start und auch Ansporn für die heurigen Veranstaltungen in unserer Welterbe-Region Erzgebirge!“

Text & Fotos: Steffen Ulbricht