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Dr. Ulrich Thiel

Bergbau und Hüttenwesen bildeten die zwei Seiten der Medaille Montanwesen. Sie bedingten einander, waren unabhängig voneinander nicht denkbar. Die Geschichte der Verhüttung beginnt im Erzgebirge in der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts, zuerst wohl in Freiberg. Die Anfänge liegen jedoch in mythischem Dunkel.

Im Mittelalter

Insgesamt lassen sich nach jetzigem Forschungsstand für das Hochmittelalter 29 urkundliche Erwähnungen von Schmelzhütten -die älteste aus dem Jahr 1278- namhaft machen. Die meisten Hütten konzentrierten sich auf den Raum Freiberg, wo die Zusammenballung bereits industriell anmutende Züge besaß. Dies unterstreicht die damalige Dominanz des Freiberger Reviers nachdrücklich. Andere Schmelzhütten befanden sich beispielsweise auf dem Ulrichsberg, in Böhrigen, in Ehrenfriedersdorf und auf dem Fürstenberg.

Die historischen Schriftstücke belegen zum einen die weite Verbreitung von Schmelzhütten im erzgebirgischen Raum im 14. Jahrhundert und zum anderen den engen Zusammenhang zwischen Bergbau und Hüttenwesen, denn in den meisten damaligen Bergrevieren sind dort angesiedelte Schmelzhütten nachweisbar, für andere Bergbaugebiete wahrscheinlich. Eine Ausnahme bildet in dieser Hinsicht der Standort des klösterlich-altzelleschen Schmelzbetriebes Böhrigen. Entscheidend für die Nachbarschaft von Bergwerken und Hütten dürfte das Ziel der Minimierung des Erztransportes gewesen sein.

Die Anzahl der Schmelzhütten entsprach dem Bedarf an Betriebsstätten zum Ausschmelzen der Erze. Nachdem erste Hütten parallel zum Erzbergbau entstanden waren, nahmen die Schmelzbetriebe mit den zunehmenden bergbaulichen Aktivitäten sicher quantitativ zu. Gewiss unterlag ihre Zahl aber auch konjunkturellen Schwankungen.

Im 15. Jahrhundert ging das Hüttenwesen in Abhängigkeit vom Bergbau zahlenmäßig wohl zurück. Während Bergbau und Hüttenwesen in einigen Revieren, so dem Bleiberg, dem Fürstenberg und dem Ulrichsberg, gänzlich zum Erliegen kamen, zeichnete sich das Freiberger Montanwesen durch Kontinuität, wenngleich auf niedrigerem Level, aus. Um 1500 und damit vor der neuerlichen Bergbaublüte existierten hier ganze zwei Hütten, um 1520 parallel zum Aufschwung des Bergbaus bereits 22.

Eine Betrachtung der mittelalterlichen Herrschaftsverhältnisse ergibt, dass Hüttenanlagen in verschiedenen Herrschaften mit nachgewiesenem Bergbau, besonders in den Herrschaften Wiesenburg, Wolkenburg, Wolkenstein sowie auf dem Eigen des Klosters Altzelle, bestanden haben müssen. Die Quellen verdeutlichen damit den großen räumlichen Umfang des Hüttenwesens.

In der Initialphase des Montanwesens könnten sich neben den Bergleuten bereits spezialisierte Hüttenleute aus deutschen oder auch außerdeutschen Bergrevieren im Gebiet des späteren Freiberg niedergelassen haben. Einige von ihnen errichteten und betrieben ihnen gehörende Schmelzhütten. Die finanziellen Mittel brachte der Hüttenmann oder Waltworchte, wie er genannt wurde, selbst auf, die eigene Arbeitskraft in die Produktion ein. Er vereinte in persona Produzent und Eigentümer. Da eine Fülle von Produktionsschritten zu vollziehen waren, können wenigstens partiell mehrere Arbeitskräfte, ob nun aus der eigenen Familie oder Fremde, beteiligt gewesen sein.

In einer zweiten Phase oder bereits parallel zur oben geschilderten Entwicklung bildete sich als neue Betriebsform die Schmelzhütte mit mehreren selbst arbeitenden Gesellschaftern in Form der Genossenschaft heraus. Daneben können durchaus weiter Schmelzbetriebe von Kleinstunternehmern in Art der Eigenlehner des Bergbaus bestanden haben.

Urkundlich lässt sich die Betriebsform der Genossenschaft konkret 1318 fassen, als der einflussreiche Freiberger Bürger Heinemann Emmerich testamentarisch Hüttenanteile verschrieb. Als Bedingung für die Übernahme seines Besitzes nannte er die Mitwirkung des Erben an der Hüttenproduktion.

Außerdem existierten Hütten von nicht selbst arbeitenden, Kapital gebenden Eigentümern, die Hüttenleute für die Produktion anstellten. Dokumentarisch ist diese Betriebsform der Gewerkschaft im Jahr 1390 fassbar, als die Markgrafen Nickel von Meideburg den Ulrichsberg für eine umfassende montanistische Nutzung verschrieben.

Seit um 1386 beteiligten sich die Wettiner direkt am Hüttenwesen und ließen Erz in eigenen Hütten schmelzen. Vermutlich warfen die Schmelzhütten gute Gewinne ab, noch dazu mit größerer Kontinuität als der Bergbau. Außerdem konnten die Markgrafen dadurch ihren Zugriff auf die Montanproduktion im Ganzen verstärken. Die Landesherren stellten für ihre Betriebe Hüttenleute an und reihten sich damit ebenfalls in den Kreis der eben genannten Hüttenunternehmer ein. Der damit eingeleitete Prozess mündete in der Neuzeit schließlich in die Übernahme der privaten Schmelzhütten durch den Fiskus.

Eine erhebliche Zahl der Hütten lag an Fließgewässern, so an der Freiberger Mulde, am Münzbach bei Freiberg sowie an der Striegis bei Böhrigen. Im Falle Freibergs ist eine jahrhundertelange Kontinuität des Standortes nachweisbar, für Böhrigen nach einer größeren Unterbrechung die Wiederaufnahme der Verhüttung im 16. Jahrhundert. Demnach dürfte Wasser eine wichtige Rolle spätestens seit 1278, dem Jahr der ersten diesbezüglichen Nachricht, gespielt haben. Die Hütten nutzten das energetische Potential des Wassers für die Winderzeugung, die von eminenter Bedeutung für die Bereitstellung von Sauerstoff und damit den unmittelbaren Schmelzprozess war.

Dennoch könnten sich einige Schmelzhütten abseits vom Wasser befunden haben, wo die Windzuführung auf andere Weise (Windkanal, tierische und menschliche Muskelkraft für Blasebälge) erfolgte.

Bereits die erste schriftliche Nachricht über mittelalterliche Schmelzhütten enthält zugleich die Information, dass die Hütte mit zwei Blasebälgen versehen war. Auch nachfolgendes Urkundenmaterial über Hütten gibt häufig von Blasebälgen Kunde. Die zu einem gegenwärtig nicht näher bestimmbaren Zeitpunkt erfolgte Einführung verdeutlicht, dass die Hüttenproduktion ein solches Niveau erreicht hatte, das den Einsatz dieser Technik zu einer gebieterischen Notwendigkeit werden ließ. Die meisten Hütten waren, soweit quantitativ fassbar, mit zwei, einige sogar mit vier Winderzeugern ausgerüstet, was erstmals 1352 bezeugt ist. Bei den Hütten mit vier Blasebälgen handelte es sich offenbar um Betriebsanlagen von beträchtlicher Größe.

Es liegt nahe, als Antriebsmaschinen bereits seit dem späten 13. Jahrhundert Wasserräder und dazu die erforderliche Kraftübertragungstechnik zu vermuten. Die recht aufwendige Technik macht den langen Betrieb der Schmelzhütten an einem Standort wahrscheinlich. Die Wasserräder bedingten außerdem die Anlage von gesonderten Wassergräben und Wehren. Des Weiteren könnten zum jeweiligen Hüttenkomplex Lagerschuppen für Kohle, Erz und Gezähe gehört haben.

Lediglich bei einer an der Mulde gelegenen Hütte wird 1368 ein Schmelzofen erwähnt.

Erkenntnisse über Hüttenöfen gehen im Wesentlichen auf die Tätigkeit von Archäologen und Archäometallurgen zurück. Experten geben an, die für die normale Verhüttung genutzten Schachtöfen, zu deren Bau man u. a. keramische Rohstoffe verwendete und die mit Luftdüsen versehen waren, hätten eine Höhe von etwa einem Meter und einen inneren Durchmesser von 20 bis 30 Zentimeter gehabt und damit ihr Maximum und zugleich Optimum erreicht. Für den Treibeprozess zur Trennung von Blei und Silber kamen flache Herde zum Einsatz, da der andere Ofentyp zum Abtreiben ungeeignet war. Mit den damaligen technischen Möglichkeiten erzielte man Temperaturen von 1250 bis 1350 Grad Celsius.

Die kupferreichen Erze des Ulrichsberges musste man dabei einem ganz anderen Schmelzverfahren unterziehen als beispielsweise die eher bleireichen Erze des Bleiberges.

Die Dominanz des Röst-Reduktionsverfahrens bei den mittelalterlichen Hüttenprozessen zur Gewinnung von Silber kann nur vermutet werden. Bei diesem Schwerpunktverfahren wurden zunächst Schwefel und Arsen mittels Rösten abgetrieben. Danach erfolgte in einem Schmelzprozess, bei dem man Blei als Silbersammler einsetzte, die Verbindung von Blei und Silber. Störende Bestandteile wurden entfernt. Im abschließenden Treibeprozess trennte man Blei und Silber, das nunmehr in Form des Blicksilbers vorlag.

Auf den Umfang der Silberproduktion kann hier nur exemplarisch eingegangen werden. Für die ersten zweihundert Jahre liegt kein Zahlenmaterial vor. Der sagenhafte Reichtum der ersten meißnischen Markgrafen spricht jedoch für enorme Ausbeuten. Wenn das Kloster Altzelle 1254 den Herren von Nossen als Entschädigung trotz eines Rechtsspruches zugunsten der Mönche 75 Mark Silber zahlte, deutet diese Geste ebenfalls auf eine erhebliche Schatzbildung hin. Die seit 1353 überlieferten Münzmeisterrechnungen geben uns schließlich detaillierte Fakten in die Hand. Im Jahr 1353 betrug die gesamte Silberausbeute im Herrschaftsbereich der Markgrafen rund 1815 Mark, also etwa 423 Kilogramm , im Abrechnungszeitraum 1395/96 sogar 5422 Mark, demnach rund 1263 Kilogramm. Diese Zahlen sprechen für den großen Umfang der Hüttenproduktion. Um die Quantität an Silber zu erzeugen, mussten wesentlich größere Mengen an Erz gewonnen und verhüttet werden. Der Silbergehalt im Erz dürfte ca. 0,01 bis 0,1 Prozent betragen haben.                                                             

Nach Beendigung der Verhüttung mussten die Waltworchten, soweit sie im Machtbereich der Markgrafen arbeiteten, das gesamte Silber an die Freiberger Münzstätte abliefern. Der Feingehalt des Silbers musste 14 1/2 Lot (etwa 227 Gramm) Silber pro Mark (250,1138 Gramm) betragen. In den anderen Herrschaften mit Bergbau galt das gleiche Recht der jeweiligen Regalherren, die sich die Verfügungsgewalt über Edelmetalle ebenfalls vorbehielten. In der Freiberger Münzstätte befand sich der sogenannte Brenngaden, im dem man mittels eines Hochtechnologieverfahrens die abschließende thermische Reinigung des Silbers vornahm.

Die Verhüttung von Zinnerzen ist seit um 1400 belegt. Sie erfolgte im Greifensteingebiet in entsprechend spezialisierten Hüttenbetrieben. Dabei schmolz man den Zinnstein als wichtigsten Ausgangsstoff vermutlich durch einfache Reduktion zu metallischem Zinn.

Das erzgebirgische Eisenerz verhütteten Hammerwerke im mittleren und östlichen Gebirgsteil. Sie vereinten in sich die Eisenverhüttung und -verarbeitung. Das Hammerwerk in Erla ist seit 1380 nachweisbar, das in Schmiedeberg bestand mindestens seit 1412.

Über das Hüttengezähe des hohen Mittelalters existieren keine urkundlichen Hinweise.

Für den Schmelzbetrieb benötigte man Holzkohle für die Wärmeerzeugung und als Reduktionsmittel. Im Erzgebirge war, soweit vorhanden, Buche die begehrteste Baumart zur Holzkohlegewinnung, da sie u. a. eine besonders hohe Brenntemperatur gewährleistete. Während die Quellen darauf hindeuten, dass im 14. Jahrhundert im Erzgebirge noch genügend Holz vorrätig war, traf die zunehmende Holzknappheit Freiberg zu Beginn des 15. Jahrhundert schließlich massiv. Dem Gewerken Hans Münzer verdankte Freiberg und das Montanwesen nach chronistischen Angaben 1438 die Anlage der Holzflöße auf der Mulde, die der Versorgung der Stadt Freiberg und des Montanwesens diente. Bis in das späte Mittelalter hinein brachte man die fertige Holzkohle zum Abnehmer. Die Veredelung des Holzes durch die Köhler dürfte also im Bereich des Waldes erfolgt sein. Nunmehr flößte man das Holz auf der Mulde vermutlich bis in die Nähe Freibergs und nahm hier die Herstellung der Holzkohle auf Kohlplätzen vor.

Von der frühen Neuzeit bis zur Industriellen Revolution

Zu Beginn der Neuzeit besaß das erzgebirgische Metallhüttenwesen aufgrund des boomenden Bergbaus einen sehr großen Umfang und ein hohes Niveau. Den Produktionsumfang verdeutlichen folgende Zahlen. Zwischen 1470 und 1550 erzeugten die Schmelzhütten im sächsischen Erzgebirge mehr als 500 Tonnen reines Silber sowie mindestens 16.150 Tonnen Zinn.

Die Saigerhütte Grünthal stellte beispielsweise zwischen 1568 und 1578 insgesamt 21.975 Zentner Schwarzkupfer her. Zwischen 1568 und 1648 gewann man hier rund 39 Tonnen Silber, was sechs Prozent der Silberproduktion in Deutschland entsprach, sowie 5.000 Tonnen Kupfer.

Nach dem großen Berggeschrei im Erzgebirge um 1470 wurden zahlreiche neue Schmelzhütten erbaut, von denen viele silberhaltige Erze verarbeiteten. Zudem reaktivierte man einige ehemalige Produktionsstätten an mittelalterlichen Standorten. Allein im Freiberger Revier bestanden im 16. Jahrhundert nach vorliegenden Angaben insgesamt 46 Hütten, die aber nicht alle gleichzeitig existiert haben werden. Für Schneeberg sind 13 Hütten, für Annaberg 12 sowie für Buchholz im Jahr 1525 vier und 1543 drei überliefert. An Eisenhammerhütten lassen sich im Osterzgebirge insgesamt 40 Produktionsstätten im Jahr 1543 nachweisen, im mittleren Erzgebirge im 16. Jahrhundert mindestens 50. Zinnhütten befanden sich z. B. in Schwarzenberg und in Altenberg. Zur Endreinigung des Hüttenzinns aus dem mittleren Erzgebirge bestanden spezielle Schmelzhütten, die Flöße, in Ehrenfriedersdorf und Geyer (hier seit 1539).

Nicht nur im Erzgebirge, sondern auch im Vorland bestanden Schmelzhütten, so um 1500 eine Hütte in Hohenstein und um 1529/35 eine am Ulrichsberg. Ein ganzes Netz von Schmelzhütten überzog also im Zeitalter von Agricola das gesamte Erzgebirge. In diesen Produktionsstätten erfolgte die Gewinnung von Silber, Kupfer, Zinn, Eisen und Wismut, vermutlich auch von Blei. Viele der Hütten waren auf ein Metall spezialisiert. In einigen konnten auch zwei verschiedene Metalle gewonnen werden.

Aus dem Erzgebirge und seinem Vorland sind zudem mehrere Kupferhütten bekannt, so neben der bereits genannten Saigerhütte in Grünthal Produktionsstätten in Chemnitz (Saigerhütte), Schwarzenberg und Geyer.

Die Gewinnung von Wismut erfolgte wenigstens eine Zeit lang in Gaulenhöfers Hütte in Schneeberg.

Mit dem Rückgang des Bergbaus im oberen Gebirge seit der zweiten Hälfte des Jahrhunderts dürfte auch die Zahl der Schmelzhütten abgenommen haben.

Die Schmelzhütten standen innerhalb des Reviers an Gewässern, da man Aufschlagwasser für die Wasserräder zum Betreiben der großen Blasebälge für die Winderzeugung benötigte. Man nutzte als Fließgewässer u. a. Freiberger Mulde, Müglitz, Sehma, Weißeritz, Zschopau und Zwickauer Mulde. Im Falle von Buchholz spielten bei der Gründung von Schmelzhütten wahrscheinlich auch politische Erwägungen des ernestinischen Kurfürsten eine nicht unwesentliche Rolle, der sich bewusst vom benachbarten albertinischen Gebiet abgrenzen wollte.

Über die Arbeitskräfte in den Schmelzhütten ist wenig bekannt. Fest steht aber, dass in jeder einzelnen Hütte jeweils nur eine begrenzte Zahl von Hüttenleuten beschäftigt war, manche zudem nur zeitweise. Als Fachmann für die Schmelzprozesse arbeitete der Schmelzer, dem Hilfskräfte zur Seite standen. Der Abtreiber nahm die Trennung von Blei und Silber vor, während der Probierer den Metallgehalt der Erze festzustellen hatte. In den Feinbrennhütten arbeitete der Silberbrenner mit seinen Gehilfen. Die Hüttenleute benötigten erhebliches Wissen, viel Erfahrung und handwerkliches Geschick für ihre Tätigkeit. In den fürstlichen Hütten oblagen Leitung und Kontrolle des Schmelzbetriebes einem Hüttenschreiber.  

Wenige Nachrichten liegen über den baulichen Umfang und die technische Ausstattung der erzgebirgischen Schmelzhütten vor. Die kurfürstliche Hütte in Buchholz (vorher Busch’s Hütte) bestand aus einem Kohlhaus, einem Hüttenhaus, wo von Anfang an auch Bier und Wein ausgeschenkt wurden, sowie einer Badestube. 1509 betrieb man hier vier Schmelzöfen. Die 1537/38 neu erbaute Hütte in Marienberg umfasste das Schmelzgebäude, eine Radstube, drei Öfen, einen Ofen für die rohen Schichten, einen Treibeherd und eine Kammer für den Erzvorrat der Gewerken. Detailliertere Angaben liegen für die Saigerhütte Grünthal vor. 

 Die Technologie richtete sich nach den zu verarbeitenden Erzen. In jeden Fall bedurfte es mehrerer Verfahrensschritte, die mit dem Probieren der Erze begannen. Bevor die eigentliche Verhüttung der Erze stattfinden konnte, mussten diese mittels des Röstverfahrens von Schwefel und Arsen befreit werden. Der folgende Schmelzprozess im Rahmen der Silbergewinnung diente der Entsilberung der Erze mit Hilfe von Blei als Edelmetallsammler. Abschließend trennte man Silber und Blei im Treibeherd. Die Silberverhüttung fand bis etwa zur Mitte des 16. Jahrhunderts in Stichöfen statt. Diese waren rechteckig, maximal ca. 200 Zentimeter hoch, hatten einen Ofentiegel und ein Stichloch. Lederblasebälge mit Winddüsen führten dem Ofen Sauerstoff zu. Vermutlich nach der Jahrhundertmitte setzte man den Krummofen mit einer Höhe von höchstens 250 Zentimeter ein, der etwa 300 Jahre die Ofentechnik mitbestimmte. Allerdings nutzte man auch, wo es sinnvoll war, weiterhin die Stichöfen. Gegen Ende des 16. Jahrhunderts kamen so genannte halbhohe Öfen mit einer Höhe von maximal 400 Zentimeter auf, mit deren Hilfe noch größere Erzmengen verarbeitet werden konnten. Die Verhüttung  von Eisenerzen mit ihren Ballungszentren  im mittleren und östlichen Erzgebirge erfolgte bis in das 17. Jahrhundert mit Hilfe des Rennfeuers. Erst dann ging man zum Schmelzen in Stücköfen über.

Äußere Umstände, wie geringerer Metallgehalt im Erz, aber ebenso wirtschaftliche Forderungen der Gewerken, zwangen zur Entwicklung neuer Schmelztechnik und zur Einführung neuer Verhüttungsverfahren. Zu Beginn des 16. Jahrhunderts verliehen die Bergmeister verschiedenen Hüttenunternehmern alte Schlackenhalden zum Zweck der Gewinnung der darin noch enthaltenen Wertstoffe. Solche Verleihungen sind aus Freiberg, Böhrigen bei Roßwein, vom Fürstenberg bei Zwickau, aus Bernsbach bei Aue und aus Schneeberg bekannt. Die Beschäftigung mit dem Recycling mittelalterlicher Hüttenabprodukte bezeugt, dass es im Vergleich zu der im Mittelalter angewandten Schmelztechnologie zu einem Qualitätssprung gekommen sein muss. In Marienberg führte man im Jahr 1538 die Schmelzarbeit mit den so genannten rohen Schichten, auch Silberrohschmelzen genannt, ein. Dieses Verfahren gilt als die bedeutendste metallurgische Erfindung jener Zeit im Erzgebirge. Für die Gewinnung von Silber aus silberarmen Kupfererzen kam das um 1430 in Nürnberg entwickelte Saigerverfahren zum Einsatz.

Das in den Schmelzhütten gewonnene Silber besaß noch Verunreinigungen, die bei einer Vermünzung Probleme verursacht hätten. Daher unterzog man das Silber nach seiner Ablieferung an die Münzstätten einer abschließenden komplizierten und aufwendigen thermischen Reinigung, dem Feinbrennen. Feinbrennhütten wurden in Annaberg, Marienberg, Zwickau und vermutlich auch in Buchholz eingerichtet.

Die Schmelzhütten benötigten für ihre Produktion ständig und in großem Umfang Holzkohle sowie Blei. Zu einem beträchtlichen Teil stellten adlige Waldeigentümer, nicht zuletzt die wettinischen Fürsten, den Hütten Holz aus ihren Wäldern gegen Bezahlung zur Verfügung. Das zum Sammeln des Silbers beim Schmelzen erforderliche Blei bezogen die Hütten des oberen Gebirges aus Goslar, aus England oder aus Polen (Krakau). Der Bleikauf erfolgte gemeinsam über den fürstlichen Kammermeister, der wiederum Leipziger Kaufleute beauftragte. So importierte man beispielsweise von 1551 bis 1553 insgesamt 14.607 Zentner Blei.

Eigentümer der Schmelzhütten waren vor allem Hüttenunternehmer aus dem Kreis des städtischen Bürgertums, so in Freiberg Andreas Alnpeck, Georg Alnpeck, Ulrich Rülein, Abraham Thiele sowie Nickel und Hans Hausmann. In Buchholz lassen sich die beiden Annaberger Bürger Dürr und Beyer als Schmelzgewerken nachweisen. Valentin Thiele gehörte um 1500 eine Zinnhütte in Annaberg. Hans Rabe besaß 1541 die Eisenhütte in Königstein. Der Marienberger Großgewerke Ulrich Erckel nannte 1539 eine Hütte in Pobershau sein eigen. Neben Einzeleigentümern betrieben auch Gewerkschaften Schmelzhütten, so in Schneeberg. Einige der Schmelzhütten im Erzgebirge gehörten den Landesherren, so ab 1567 die Saigerhütte Grünthal. Besonders Kurfürst August erwarb gezielt Schmelzhütten.

Die Hüttenkost, das Entgelt für das Schmelzen der Erze in den Hütten, mussten die Gewerken der jeweiligen das Erz liefernden Grube bezahlen.

Die Verleihung von Hütten lag in den Händen der Bergmeister, die im Auftrag des Landes- oder Grundherrn agierten. Dabei erfolgten die Bereitstellung von Grund und Boden sowie die Genehmigung zum Betrieb einer Produktionsstätte. Aus der Verleihung leiteten die Herrschaftsträger das Recht auf die Vereinnahmung des Hüttenzinses ab.

Verschiedene landesherrliche Beamte, insbesondere der Zehntner, übten Kontrollfunktionen über die Hütten im jeweiligen Bergrevier aus. Wenigstens für die fürstlichen Hütten im Revier war der Hüttenraiter zuständig, beispielsweise in Freiberg 1536 Valten Alnpeck. Der 1555 eingesetzte Freiberger Oberhüttenverwalter Michael Schönleben dürfte für alle fürstlichen Hütten hauptverantwortlich gewesen sein.

Analog zu den Bergbautreibenden organisierten sich die Hüttenleute eines Reviers in einer Schmelzerknappschaft. Deren Wirken hatte religiöse wie soziale Zielstellungen. Schmelzerknappschaften  bestanden vermutlich in jedem Bergrevier.

Derzeit sind nahezu zwanzig bildliche Darstellungen bekannt, die im Zusammenhang mit dem sächsischen Hüttenwesen des 16. Jahrhunderts stehen. Diese Bilder sind Beleg der Bedeutung des Hüttenwesens, Ausdruck des Stolzes der Auftraggeber dieser Bildwerke, teilweise aber auch bewusste dokumentarische Wiedergaben. Ein sehr wichtiges Bilddokument mit Schmelzöfen und Hüttenleuten befindet sich auf dem linken Flügel des nach 1521 geschaffenen Annaberger Bergaltars.

Mehrfach begegnet im Erzgebirge zudem die Symbolisierung des Schmelzwesens in Form des gekreuzten Hüttengezähes. Historische Abbildungen haben sich in Annaberg, Freiberg und Olbernhau-Grünthal erhalten.

Die zu Beginn der Neuzeit feststellbaren Prozesse setzten sich im 17. Jahrhundert fort, zum einen die weitere Konzentration von Schmelzhütten auf Silber in den Händen der Kurfürsten, zum anderen die Reduzierung der Zahl von Hütten. Metallurgischer Kernstandort war fortan Freiberg. Hier bestanden zehn Hütten, von denen acht dem Fiskus gehörten. Eine der beiden kurfürstlichen Silberschmelzhütten in Marienberg wurde nach den Verwüstungen im Gefolge des Dreißigjährigen Krieges modernisiert und erhielt einen modernen Hohofen. Diese Hütte produzierte bis 1779. Sie diente teilweise auch der Verhüttung von kupferhaltigen Erzen. In Johanngeorgenstadt  erbaute man für die Verarbeitung der dortigen zinnhaltigen Erze 1662 eine neue Schmelzhütte mit einem Zinnschmelzofen. Weitere Schmelzhütten auf Silber, Kupfer und Zinn mit unterschiedlich langen Betriebszeiträumen existierten beispielsweise in Beierfeld, Eibenstock, Geyer, Glashütte, Hohenstein, Lößnitz, Schmiedeberg und Schneeberg. Oftmals war ihnen keine lange Existenz beschieden, weil die Erzmenge oder die Qualität der Erze häufig nicht dauerhaft den Erwartungen entsprachen. Die vier Zinnhütten in Altenberg produzierten jährlich im Durchschnitt bis zu 300 Tonnen Zinn.

Die Leitung des fiskalischen Hüttenwesens oblag als Landesbehörde dem im 17. Jahrhundert neu geschaffenen Oberhüttenamt. Die Behörde war für die technisch-wirtschaftliche Leitung dieser Schmelzbetriebe zuständig und hatte die niedere Gerichtsbarkeit über sie inne.

Im Jahr 1710 veranlasste Kurfürst Friedrich August I. die Gründung der Generalschmelzadministration, die als staatliche Stelle das gesamte Erz zu festen Preisen ankaufte und es nach einheitlichen Methoden probierte. Diese Festlegung hatte weitreichende Konsequenzen für das sächsische Hüttenwesen. Während einige der obergebirgischen Hütten den Betrieb einstellen mussten und nun lediglich noch den Status von Erzeinkaufshütten besaßen, so St. Georgen in Schneeberg, die Johanngeorgenstädter Hütte und weitere Silberhütten im Bereich Schwarzenberg, erhöhte sich die Hüttenproduktion in Freiberg erheblich.

Zentrum der Verhüttung erzgebirgischer Erze blieb auch im 18. Jahrhundert Freiberg. Hier fand der größte Teil der metallurgischen Produktion statt. Große Mengen an Erz transportierte man aus dem Gebirge in die hiesigen Hütten. Die sechs Schmelzhütten, die hier zu Beginn des 18. Jahrhunderts noch in Betrieb waren, befanden sich zudem alle in fiskalischer Hand. Der Konzentrationsprozess im Freiberger Hüttenwesen selbst setzte sich ebenfalls fort. Die einzelnen verbliebenen Hütten nahmen dafür an Größe zu. 1745 schließlich existierten in Freiberg lediglich noch die Obere und die Untere Muldener Hütte sowie die Hütte Halsbrücke.

Schmelzhütten, von denen sich einige nach wie vor in Privatbesitz befanden, bestanden außerdem an unterschiedlichen Orten des Erzgebirges. In der Silberschmelzhütte von Aue unterhielt  man von 1718 bis  1782 Feuer im Ofen. Sie verarbeitete zeitweise auch zinn- bzw. kupferhaltige Erze. 1767/69 nahm man außerdem die Annaberger Silberschmelzhütte wieder in Betrieb. Weitere metallurgische Unternehmen auf Silber-, Kupfer- oder Zinnerze existierten in Annaberg, Bärenstein, Deutschneudorf, Ehrenfriedersdorf, Globenstein und Neugeising. Revierschmelzhütten für Zinnerze gingen 1773 in Geyer und  1798 am Schwarzwasser bei Johanngeorgenstadt in Betrieb. Sie lösten mehrere bestehende Hütten ab. Die Hütte bei Johanngeorgenstadt produzierte bis 1897. Der fiskalischen Saigerhütte Grünthal gingen die Kupfererze ebenfalls nicht aus. Die Eisenhämmer setzten ihre Produktion kontinuierlich fort. In vielen Hütten, so in Erla, Carlsfeld und im Muldenhammer bei Eibenstock, führte man Anfang des 18. Jahrhunderts den Formguss ein.

In der ersten Hälfe des 18. Jahrhunderts arbeiteten im erzgebirgischen Hüttenwesen etwa 1.400 hoch qualifizierte und spezialisierte Hüttenleute. Während im oberen Gebirge rund 430 Hüttenleute tätig waren, belief sich die Zahl der Schmelzer in Freiberg auf etwa 1.000 oder rund 70 Prozent. Später reduzierte sich der Personalbestand.

Die Versorgung der Hütten mit Brennstoff stellte eine große Herausforderung dar. Im Jahr 1730 beispielsweise lieferten allein die Köhler des Tharandter Waldes mehr als 13.000 Wagen Holzkohle. Oberberghauptmann  Hans-Carl von Carlowitz setzte sich zur Sicherstellung der Rohstoffversorgung des Montanwesens für eine sinnvolle Waldnutzung ein. Entsprechende Überlegungen publizierte er 1713 in einem umfangreichen Werk.

Die Hüttentechnik und –technologie zeigte sich im 18. Jahrhundert weitgehend unverändert. Wissenschaftliche Erkenntnisse lieferte zum einen Johann Friedrich Henckel, der im Jahr 1733 im Auftrag des Oberbergamtes in Freiberg ein eigenes Hüttenlaboratorium einrichtete, wo er experimentierte und In- wie Ausländern chemisch-metallurgischen Unterricht erteilte. Dazu legte er eine vorbildliche Lehrsammlung an. Henckel war auch Experte für Hüttenkrankheiten. Ab 1745 leitete Christlieb Ehregott Gellert das Laboratorium. Gellert erhielt an der 1765 gegründeten Bergakademie die Professur für Hüttenkunde.  Er beschäftigte sich beispielsweise intensiv mit der Einführung der Steinkohle in die hiesige Hüttenproduktion.

Ein wahres Hightec-Unternehmen nahm 1790 mit dem Amalgamierwerk Halsbrücke den Betrieb auf. Bis 1857 gewann man hier Silber aus armen Erzen mit Hilfe von Quecksilber auf dem Wege einer als revolutionär angesehenen Technologie, der Kaltamalgamation. Sie war mit Hilfe der Wissenschaft, als deren Exponenten Gellert und Johann Friedrich Wilhelm von Charpentier zu nennen sind, mit Hilfe des Oberhüttenmeisters Frenzel bis zur Produktionsreife entwickelt worden. Besucher aus aller Welt überzeugten sich über viele Jahre von den Besonderheiten dieses berühmten Werkes.

Erste umfangreiche Untersuchungen der Zinnverhüttung mit teilweisen Verbesserungen fanden im Zeitraum 1790 bis 1840 statt.

Im 19. Jahrhundert vollzog sich im Hüttenwesen ein mehrfacher Paradigmenwechsel. Zum einen wurde mit der durchgehenden Industrialisierung in den deutschen Staaten und den daraus resultierenden neuen Bedürfnissen, etwa der chemischen Industrie, zunehmend Blei das zentrale Endprodukt. Diesem Schwermetall widmeten die Hütten nunmehr hohe Aufmerksamkeit und bauten die entsprechenden Schmelzkapazitäten aus. Außerdem wuchs der Bedarf der Industrie an seltenen Metallen sowie an bestimmten Stoffverbindungen enorm an. Weiterhin war die Ablösung des Brennmaterials Holzkohle durch Steinkohle ebenfalls ein Gebot der Stunde. Ab 1823 setzte man Steinkohle bzw. Koks für alle Röst- und Schmelzprozesse ein. Zudem ermöglichte die Einführung der englischen Flammöfen ab 1844 die massenhafte Verarbeitung selbst ärmster Erze. Auch musste man sich mit den von den Hütten gerade durch das Flammofenverfahren verursachten Umweltschäden praktisch wie auch wissenschaftlich beschäftigen. So nimmt es nicht wunder, dass in diesem Saeculum in Freiberg beispielsweise 1875 die praxisrelevante Verbesserung des Kontaktverfahrens für die Schwefelsäuregewinnung durch Clemens Winkler erfolgte sowie die beiden chemischen Elemente Indium (1863; Hieronymus Theodor Richter und Ferdinand Reich) und Germanium (1886; Winkler) entdeckt wurden. Entscheidende Versuche zur Einführung der Steinkohle hatte Wilhelm August Lampadius durchgeführt, der als Professor für Hüttenchemie an der Bergakademie überhaupt viel anwendungsbereite Leistungen für die Hüttenwerke erbrachte. Die Kohlennutzung wiederum erforderte den Einsatz höherer Essen und neuer, leistungsfähigerer Gebläse. Die ersten Hüttengebläse konstruierte Maschinendirektor Christian Friedrich Brendel, 1828 das Zylindergebläse Muldenhütten, 1831 das Schwarzenberggebläse für die Antonshütte in Antonsthal und 1837 das Gebläse für die Hütte Halsbrücke.

Eine strukturelle Maßnahme bildete im Jahr 1825 mit der Zusammenlegung der in staatlicher Hand befindlichen Oberen Muldener und der Unteren Muldener Hütte zur Hütte Muldenhütten.

Im Durchschnitt der Jahre 1836 bis 1842 gewannen die Freiberger Hütten jeweils per anno 26.937 (nichtmetrische) Pfund Silber.

1853 führte man in Freiberg das sehr effektive „Pattinson-Verfahren“ zur höheren Anreicherung des Silbers im Blei ein. Ab 1867 erfolgte außerdem in einer eigens dafür erbauten neuen Zinkhütte die Gewinnung von Zink aus der schwer aufzuschmelzenden Freiberger Zinkblende. Vorausgegangen waren der Produktionsaufnahme mehrjährige Forschungsarbeiten, an denen die  Freiberger Wissenschaftler Theodor Hieronymus Richter und Ferdinand Reich beteiligt waren. Damit konnte man der Volkswirtschaft das begehrte Metall Zink zur Verfügung stellen und zugleich das im Erz enthaltene Silber extrahieren. Mit Hilfe der Flammöfen vergrößerten die Freiberger Hütten den Produktionsdurchsatz an schwefel-, zink- und arsenhaltigen Blei-Silbererzen erheblich. Die Tatsache, dass von 1843 zu 1860 die verarbeitete Erzmenge auf das über 2,64-fache stieg, aber die ausgebrachte Silbermenge nur um das 1,65-fache, verdeutlicht jedoch zugleich den steten Rückgang des Silbergehaltes im Erz. 1862 entstand in Halsbrücke eine Goldscheideanstalt. Eine große Leistung stellte zudem die Einführung eines völlig neuen Schachtofens durch Gustav Julius Pilz im Jahr 1867 dar, wodurch die Verhüttung von sehr armen Erzen um ein Vielfaches gesteigert werden konnte.

Neben der traditionellen Gewinnung von Silber, Blei, Kupfer, Zink und anderen Metallen sowie Arsen produzierten die Freiberger Schmelzhütten zudem viele andere auf den modernen Industriebedarf orientierte Produkte oder steigerte die Herstellung, so z. B. von Wismut, Kupfervitriol, Schwefelsäure, Arsenprodukten, Bleiwaren und feuerfesten Tonwaren. Dafür entstanden teilweise neue Produktionsstätten.

Die Verhüttung des Wismuterzes nahm man in Schneeberg um 1830 weiterhin mittels eines traditionellen Verfahrens in flachen Herden mit Reisigfeuer vor. Die Metallkörner klaubte man anschließend aus der Asche. In Altenberg setzte man mit Hilfe der Wissenschaft ab den 1850er-Jahren eine völlig neue Technologie zur Gewinnung des Wismuts ein, indem man die Erze zuerst mit Hilfe von Salzsäure auslaugte und erst dann dem Schmelzprozess unterzog. Eine große Veränderung bedeutete ab 1860 der Einsatz von Steinkohle als Brennmaterial.

Ab 1866 gewann man Wolframit im Altenberger Revier. Es wurde allerdings nicht verhüttet, sondern an die Stahlwerke geliefert.  

Um die bergbaulichen Aktivitäten im oberen Gebirge zu unterstützen, das niedrighaltige Erz dort wirtschaftlich zu gewinnen, d. h. auch, die Transportkosten nach Freiberg einzusparen, und die Silbererze vieler ansässiger Gruben vor Ort zu verarbeiten, ließ das Oberbergamt die Antonshütte als zentrale Hütte in Antonsthal in der Nähe von Schwarzenberg erbauen. Zur Hütte gehörte beispielsweise auch ein aufwändig angelegter langer Wassergraben für das Aufschlagwasser. Diese Hütte war im Wesentlichen von 1831 bis etwa 1844 in Betrieb. Ab 1839 befand sich hier sogar ein kleines Amalgamierwerk. 1858 stellte die Antonshütte den Betrieb endgültig ein, da die Erzlieferungen aus den inkorporierten Gruben im Gebirge nicht den Erwartungen entsprachen, der Produktionsbetrieb des Öfteren gestört war und Hüttenrauchschäden auftraten. Weithin bekannt wurde die Hütte durch ihren damals hochmodernen neogotischen Baustil.

Hütten auf Zinn mit unterschiedlicher Betriebsdauer bestanden z. B. in Altenberg (vier Hütten), Ehrenfriedersdorf, Geyer (bis 1855), Johanngeorgenstadt und Marienberg. Neue Zinnhütten gingen etwa in Großvierungen 1842 und in Ehrenfriedersdorf 1872 in Betrieb. 

Die fiskalische Saigerhütte Grünthal stellte bis zu ihrem Verkauf 1873 Kupfer und Silber her. In diese Hütte wurden selbst aus Freiberg kupferhaltige Erze geliefert.

Die sinkenden einheimischen Bergwerkserträge kompensierten die Freiberger Hütten ab 1855 durch den Ankauf von Importerzen, z. B. aus Schweden und Australien. Ende des 19. Jahrhunderts betrug der Importanteil 80 Prozent. Diese Weichenstellung spricht auch für die hochtechnologischen Verfahren in den Freiberger Hütten. Sie waren in der Lage, Erze mit unterschiedlichster Zusammensetzung in sehr geringer Konzentration zu verhütten und die verschiedenartigsten Inhaltsstoffen daraus zu gewinnen. Dafür bot die 1862 vollzogene Eisenbahnanbindung der Hütte Muldenhütten die richtige infrastrukturelle Voraussetzung. Nunmehr gewann man beispielsweise auch Thallium, Wismut und Nickel.

Mit etwa 35 Tonnen erreichte außerdem die Silberproduktion 1884  ihren größten Umfang.

1829 waren im Freiberger Hüttenwesen 375 Arbeitskräfte tätig, die ein hohes Maß an Wissen, Fertigkeiten und Erfahrungen besaßen, im Jahr 1855 waren es 837 Personen, 1894 sogar 1569 Arbeiter und Angestellte. Im selben Jahr verließen etwa 48.000 Zentner Blei, 81,3 Kilogramm Feinsilber, 957 Kilogramm Feingold und 127.000 Zentner Schwefelsäure diese Hütten. Der Materialeinsatz betrug 31.100 Tonnen Erz.

Allerdings bereitete der im 19. Jahrhundert in noch größerem Umfang in den gelieferten Erzen vorhandene Schwefel erhebliche Probleme. Ab 1840 mehrten sich Klagen der Bevölkerung über Rauchgasschäden, wie das Massensterben von Bienen und das Absterben von Pflanzen. Die Bergbehörden und die Hüttenwerke mussten darauf reagieren. Sie nutzten dazu wissenschaftliche Lösungen nach dem damaligen Stand der Technik. So leitete man die Röstgase mit hoher Schwefelkonzentration über Flugstaubkanäle in Bleikammern. Dort diente der Schwefel als Ausgangsprodukt für die Herstellung der von der chemischen Industrie heiß begehrten Schwefelsäure. Die neu geschaffenen Schwefelsäurefabriken nahmen die Produktion 1857 (Muldenhütten) und 1865 (Halsbrücke) auf. Die Schwefelsäureproduktion betrug 1870 162.478 Zentner.

Flugstaubkondensationsanlagen dienten ebenfalls der Abscheidung von Blei, Zink und Arsen. Dem Umweltproblem versuchte man 1889/90 in Halsbrücke außerdem mit dem Bau einer 140 Meter aufragenden Hohen Esse in Verbindung mit einem Flugstaubkanal zum Abscheiden des Schwefeldioxids, das direkt der Schwefelsäurefabrik zugleitet wurde, und ebenso in Muldenhütten mit der Errichtung eines weiteren hohen Zentralschornsteins zu begegnen.  

Nachdem es Ernst August Geitner 1823 in Schneeberg gelang, reines Nickel herzustellen, konnte dieses Metall wenige Jahre später industriell gewonnen und auch wirtschaftlich genutzt werden. Dazu wurde im bisherigen Blaufarbenwerk Niederpfannenstiel bei Aue 1851 die Gewinnung von Nickel aus erzgebirgischen Nickelerzen aufgenommen. Seither konzentrierte sich die Produktion in diesem Hüttenwerk auf die Gewinnung des Nickels.

Die Eisenhütten gingen zu Beginn des 19. Jahrhunderts häufig mit Eisenhämmern zusammen, so in Pöhla und in Rittersgrün. Vor 1829 kam es zu einer technologischen Novität. In der Eisenhütte Morgenröthe erreichte der Hammerherr Ludwig Heinrich Lattermann eine Beschleunigung des Schmelzvorganges im Hohofen mittels erwärmter Luft, die durch ein Gebläse zugeführt wurde. Später erlebten die Eisenhütten aufgrund der übermächtigen auswärtigen Konkurrenz ihren Niedergang. Einige stellten den Betrieb ein, während andere sich zu Eisenwerken entwickelten, wie die Königin-Marien-Hütte in Cainsdorf.

Das weiter in Freiberg ansässige Oberhüttenamt war ab 1868 für die behördliche und technisch-wirtschaftliche Oberleitung der fiskalischen Hüttenwerke verantwortlich. Das Oberhüttenamt investierte in moderne Technik und achtete auf den Einsatz effizienter Technologien in den staatlichen Metallurgiebetrieben.

20. Jahrhundert bis zur Gegenwart

Die Freiberger Hütten produzierten zu Beginn des 20. Jahrhunderts eine breite Palette an Produkten, zu denen reine Stoffe, wie Blei, Zink, Silber und Arsen, aber auch Halbfabrikate, z. B. Kupfervitriol und Rotglas (ein Arsenprodukt), Bleihalbzeugwaren und Edelmetallprodukte gehörten. Seit dem Beginn des 20. Jahrhunderts setzte man zur Verminderung von Umweltschäden die nunmehr zur Verfügung stehenden elektrischen Gasreinigungsanlagen ein.

Der Hütte Halsbrücke gelangen 1903 (Goldelektrolyse) bzw. 1909 (Silberelektrolyse) mit der Einführung der großmaßstäblichen Elektrolyse von Gold und Platin bzw. Silber sehr beachtliche verfahrenstechnische Schritte. Die Altenberger Zinnhütte auf dem Gelände des Römerschachtes wurde modernisiert. 1912 ging hier ein neuer Flammofen in Betrieb. Nach der Einstellung des Bergbaus 1930 erloschen allerdings an diesem Standort die Feuer. Einer ganz kurzen Produktionsphase Mitte der 1930er-Jahre folgte das endgültige Aus. Das Zinnerz verbrachte man nunmehr nach Freiberg,  wo eine neue Zinnhütte entstand, die die Zinnerze des gesamten Erzgebirges verarbeiten sollte und 1936 in Betrieb ging. Die Hütte am Ehrenfriedersdorfer Sauberg beendete ihren Betrieb aus dem gleichen Grund.

Nach den großen Einschnitten im Ersten Weltkrieg fuhren die Hütten ihre Produktion wieder hoch und tätigten erneut umfangreiche Erzimporte. Im Zusammenhang mit der Vorbereitung auf den Zweiten Weltkrieg ließ das NS-Regime die Freiberger Gruben wieder aufgewältigen und den Ausbau der Metallurgie vorantreiben. Dafür erbaute man beispielsweise 1938 eine neue Schachtofenhütte mit einem viereckigen Rachettebleischachtofen. Im Zweiten Weltkrieg bildeten die Hütten einen Teil der umfassenden deutschen Rüstungswirtschaft .

Nach Kriegsende nahmen die Freiberger Hütten trotz großer Reparationsleistungen an die sowjetische Besatzungsmacht ihren Betrieb bereits 1945 wieder auf. Im Zusammenhang mit dem neuerlich intensivierten Bergbau wuchs auch die Hüttenproduktion stark an. 1956 stellten die Hütten vor allem Zink, Kadmium, Blei, Silber und Schwefelsäure her.

In DDR-Zeiten kam es zu Strukturveränderungen in der Hüttenlandschaft. So erhielten die Hütten 1949 den Status von volkseigenen Betrieben. 1956 wurden sie zu den VEB Freiberger Bleihütten vereinigt. Diese integrierte man 1961 in das VEB Bergbau- und Hüttenkombinat „Albert Funk“ Freiberg. Zugleich erfolgte eine Produktionskonzentration. Die Bleiverhüttung und Arsenikalienherstellung hatte ihren Standort in Muldenhütten, während die Edelmetallverhüttung in Halsbrücke stattfand.

Im Jahr 1952 begann man am südlichen Ortsausgang von Freiberg mit dem Bau einer neuen Zinkhütte, da die Volkswirtschaft einen großen Bedarf an Zink besaß. Sie ging 1959 mit einem neuen Produktionsverfahren zur Rösten der Zinkblende, der Wirbelschichtröstung, in Betrieb. Verarbeitet wurden ausschließlich importierte Zinkerze. In der neuen Hütte verbesserten sich auch die Arbeitsbedingungen für die Hüttenleute. Mit dem Ende des Bergbaus im Freiberger Revier 1968/69 fiel der wichtigste Erzlieferant weg. Daher konzentrierte man in Muldenhütten die Aufmerksamkeit auf die Verhüttung von sekundären Rohstoffen, speziell von Akkumulatorenschrott. Hier ging 1972 ein dafür geeigneter neuer Schachtofen in Betrieb. In einem Drehrohrofen bereitete man die im Schachtofenbetrieb anfallenden Bleiflugstäube auf, um sie dann der Verhüttung im Schachtofen zuzuführen. Eine völlig neu errichtete Bleihütte nahm 1983 die Produktion auf. Auf dem Gelände der Zinkhütte entstand 1976/78 eine neue Zinnhütte, in der mittels des neu entwickelten Verblaseverfahrens die zinnarmen Erze aus Zinnwald verhüttet werden konnten.

Im Jahr 1949 begann man mit der Gründung des Instituts für Nichteisenmetalle (FNE) Freiberg in der Tradition der Hüttenwerke wissenschaftliche Erkenntnisse für  die Gewinn von Spurenmetallen, wie Gallium und Indium, zu nutzen. Noch in den 1950er-Jahren verlagerte sich das Schwergewicht auf Germanium. Mit der Gründung des VEB Spurenmetalle intensivierte man in Muldenhütten die Produktion. Bald darauf vollzog man aus volkswirtschaftlichen Erwägungen heraus die Hinwendung zum Silizium. Ab 1963 stellte man Silizium-Einkristalle und Silizium-Wafer her.

Die Nickelhütte Aue produzierte unter verschiedenen Betriebsformen weiter Nickel sowie andere Produkte, wie Kupfer-, Vanadium-und Germaniumverbindungen sowie Wismut. Später griff man wegen ausbleibender inländischer Erze auf Abfallstoffe sowie Importerze zurück. Bis heute wird aus Recyclingmaterial eine breite Produktpalette in modernen Produktionsanlagen geschaffen, wobei Nickelprodukte im Mittelpunkt stehen.

Im Jahr 1960 entstand bei St. Egidien im Erzgebirgsvorland eine weitere Nickelhütte, in der bis Anfang der 1990er-Jahre nickelhaltige Erze aus dem Umland verhüttet wurden.

Ab 1924 trug die für die fiskalischen Hütten behördlich und technisch-wirtschaftlich zuständige Behörde, das vormalige Oberhüttenamt, die Bezeichnung Generaldirektion der staatlichen Hütten- und Blaufarbenwerke. Seither war es auch für das Blaufarbenwerk Oberschlema zuständig. Im Jahr 1940 erfolgte die Umbenennung in Oberdirektion der Staatlichen Hütten- und Blaufarbenwerke. Nach 1945 wurde die Behörde aufgelöst.

 Der Einzug der Marktwirtschaft ab 1989/90 ging mit der Umwandlung der volkseigenen Betriebe in Kapitalgesellschaften, mit Privatisierungen und Schärfungen des Produktionsprofils einher. Die Zinn- und die Zinkhütte sowie die Arsenhütte in Freiberg stellten ihren Betrieb ein. Diese Prozesse hatten beträchtliche soziale Auswirkungen. Die Edelmetallproduktion in Halsbrücke gab man am alten Standort ebenfalls auf. 1992 erwarb die Rheinische Zinkgesellschaft GmbH, eine Tochter der Metallgesellschaft AG, die Bleihütte Muldenhütten. Seither firmiert sie unter dem Namen Muldenhütten Recycling und Umwelttechnik GmbH, Muldenhütten. Heute gehört sie zur Berzelius Metall GmbH, Braubach. Die 1992 privatisierte Feinhütte Halsbrücke beschäftigt sich mit der Herstellung u. a. von Feinblei und Lötzinn, während die Saxonia Edelmetall GmbH aus Schrotten Edelmetalle gewinnt.

Die Rückständeanlage auf dem Gebiet der Hütte Freiberg wurde verkauft. Das dort betriebene Zinkrecycling aus Stahlwerksstäuben ist heute das Geschäftsfeld der BEFESA Zinc Freiberg GmbH, ein Unternehmen der Befesa Medio Ambiente S.L., Erandio. Ein Hightec-Verfahren zur Gewinnung von Aluminium aus sekundären Rohstoffen entwickelte die Pyral AG, Freiberg, die 2009 damit in Betrieb ging und nunmehr einen zweiten Standort in Mittweida unterhält.

Durch die Produktionsreduzierungen und die Einführung der bundesdeutschen Umweltgesetze verbesserte sich die Luft- und Wasserqualität erheblich.