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Das Erzgebirge – eine montane Kulturlandschaft

Die ersten Silberfunde im Jahre 1168 beim heutigen Freiberg hatten einen tiefgreifenden und nachhaltigen Einfluss auf die Entwicklung des gesamten Erzgebirges. Von da an strömten tausende Bergleute, Handwerker, Kaufleute und Abenteurer auf der Suche nach Arbeit, Glück und Reichtum in die neue Bergbauregion.

Im Laufe der folgenden Jahrhunderte erfasste der Bergbau das gesamte Gebirge und führte zur Gründung zahlreicher Bergstädte und Bergsiedlungen sowohl auf sächsischer, wie auch auf böhmischer Seite des Erzgebirges. Aufgrund der Verteilung der Lagerstätten bildeten sich dabei klar räumlich voneinander abgrenzbare Bergbaugebiete aus.

Abgebaut, verhüttet und vielfach auch weiter verarbeitet wurden neben Silber und Zinn auch andere Erze wie Arsen, Blei, Eisen, Kobalt, Nickel, Uran und Zink sowie nichtmetallische Rohstoffe wie Kalk, Kaolin, Ton und Steinkohle. Im Verlauf der Jahrhunderte erlebte der Bergbau im Erzgebirge wiederholt Auf- und Niedergänge. Mit der Schließung der Uranbergwerke sowie der letzten Zinnbergwerke um 1990/91 wurde der Bergbau im Erzgebirge weitgehend eingestellt.

Weltweit steigende Rohstoffpreise führten in jüngster Zeit allerdings zu neuen Erkundungen von Lagerstätten und zur Eröffnung eines ersten neuen Bergwerks für Fluss- und Schwerspat in Niederschlag bei Oberwiesenthal. Bereits seit dem 18. Jahrhundert und verstärkt seit dem Beginn der Industrialisierung entwickelten sich im Erzgebirge gerade auch aus dem Bergbau heraus neue Gewerbe und Industrien, die bis heute die Wirtschaftsstruktur der Region als einer der am dichtesten besiedelten europäischen Mittelgebirge prägen.

Das Montanwesen war über Jahrhunderte der wichtigste Motor für die Entwicklung des Erzgebirges beiderseits der deutsch-tschechischen Grenze. Über 800 Jahre Bergbau haben dabei Land und Leute sowie die Kultur der Region nachhaltig geprägt und eine auch im internationalen Vergleich bedeutende montane Kulturlandschaft hervorgebracht.

Noch heute ist in der Region der Einfluss des Bergbaus in vielen Bereichen des täglichen Lebens spürbar und erlebbar. Nicht nur eine Vielzahl erhaltener Montandenkmale und -landschaften zeugen davon, sondern auch die im Montanwesen wurzelnde lebendige Pflege von Kunsthandwerk, Brauchtum und Tradition.

Die angestrebte Anerkennung der Montanen Kulturlandschaft Erzgebirge/Krušno­hoří als UNESCO-Weltkulturerbe ist eine einmalige Chance, das Erzgebirge als eine lebendige, sich weiter entwickelnde Kulturlandschaft von außergewöhnlichem universellem Wert für das Erbe der Menschheit zu erhalten, weltweit bekannt zu machen und der Region neue Entwicklungsimpulse in Kultur oder Tourismus zu verleihen.